WILLKOMMEN ZUR LESUNG AUS DEN »ZEILEN GEGEN DAS UNBEHAGEN«
Schön, dass Du hier bist.
Damit Du einige der Mikrotexte besser mitverfolgen und reflektieren kannst, stehen sie hier noch mal in Schriftform zur Verfügung.
Du kannst sie parallel mitlesen oder Dir einfach merken, um später im Gespräch darauf zurückzukommen.
Viel Freude beim Zuhören!
Paradigmenwechsel
Es geschieht sehr langsam, ohne Glitzer und Konfetti, wenn die Arbeit von Jahrzehnten nun endlich doch zum Tragen kommt. Zu dieser Zeit versteht das Alte die ganze liebe Welt nicht mehr. Dröhnend wettern ungelenke Kritiker dagegen und greifen aus Verzweiflung auf überkommene Werte zurück. Die Angstvollen auf ihrer Seite. Die Mutigen nunmehr wie gelähmt. Doch eines Morgens öffnen wir die Augen, um zu sehen, dass wir richtig weit gekommen sind.
Viel später dann, da wird man sagen:
Das war der Beginn des Neuen – in diesen ach so wilden Tagen.
Color blindness
C sagt: Ich sehe Deine Hautfarbe nicht.
Ich sage: nichts.
Zu müde für Erklärungen.
Später zücke ich mein Handy und sage: Erkläre Color blindness.
ChatGPT: Color blindness bedeutet, dass Menschen behaupten, Hautfarbe spiele keine Rolle und sie diese nicht sehen. Eine Haltung, die auf den ersten Blick positiv wirkt, weil sie vorgibt, alle gleich zu behandeln.
In der Praxis ignoriert sie jedoch rassistische Strukturen und Diskriminierung.
Wenn Hautfarbe nicht gesehen oder thematisiert wird, werden auch rassistische Erfahrungen übergangen. Ungleiche Chancen, Vorurteile oder systemische Benachteiligungen bleiben unsichtbar. Statt Rassismus aufzuarbeiten, führt Color blindness oft dazu, dass er nicht ernst genommen wird. Um Color blindness zu überwinden, ist ein bewusster Umgang mit Vielfalt und strukturellem Rassismus elementar.
Ich sage: Ja, danke und merke, wie erschöpft ich bin. Auch, weil ich selbst so lange color blind war.
Menschen gendern sich
Panta rhei
Und wir versuchen mitzuschwimmen.
Dann gibt es Dich.
Du willst das alles nich'.
Sagst: »Das haben wir schon immer so gemacht!«
Ein Satz von Deiner tiefsten Furcht hervorgebracht.
Furcht, die nur eines sagen will:
Die vielen Privilegien geben ein erbauliches Gefühl.
Sie mit allen Mitteln festzuhalten, scheint Dein erklärtes Ziel.
Aber wusstest Du: Sobald man teilt, dann wird es mehr.
Und Herzenswärme steht Dir sehr,
Du bist der Teil von einem Ganzen,
einem Wir mit ziemlich guten Chancen,
die Angst gemeinsam zu vertreiben.
Wir brauchen Dich.
Menschen gendern sich.
Hope & Resistance
Erzähl mir nichts von Wut.
Erzähl mir nichts von Schmerz.
Erzähl mir nichts von all den Ungerechtigkeiten.
Davon zerbricht mein angeschlag'nes Herz.
Ich nehm die Hoffnung in die Hand
und trag sie wie ein helles Licht.
Lass sie leuchten, auch im Dunkeln.
Ich glaub, man nennt es Zuversicht.
Dann geh ich raus und trainiere diesen Muskel Mut.
Denn machtlos ist, wer gar nichts tut.
Autsch
Du merkst sie nicht, doch sie ist da.
Gräbt sich tief in Dein Bewusstsein ein,
lauert verstohlen nach Gelegenheiten,
Sich schmerzhaft in Dir auszubreiten.
Was dabei niemand sagen will:
Diese Wunde, sie ist strukturell.
Verursacht von brutaler Finsternis
Die mancher Kopf heraufbeschwört
Sie nimmt Platz an vielen Tischen,
Sorgt für großes Augenwischen.
Bleibt da, wo niemand fragt.
Keiner gewinnt, denn keiner wagt.
Laut ist das Schweigen,
Wenn sie flüsternd Reden schwingt.
Dann schleicht sie gänzlich unbemerkt
Zum Nächsten – als grobe Selbstverständlichkeit verzerrt.
Vergangene Schatten finden neues Leben.
Wirklich: Danach lasst uns alle streben?
Derweil die Wunde größer wird
Die Welt verschwimmt vor trübem Blick
Im Verborgenen pocht tiefer Schmerz
Zerstückelt jedes starke Herz.
Hinter einem freundlichen Gesicht.
Schau hin, erkennst Du's nicht?
Zeit, die Zügel in die Hand zu nehmen.
Lass mal lieber laut und mutig sein.
Nicht mehr stumm danebenstehen.
Denn so kann Magisches geschehen:
Heilung
Unsichtbar
Ich gehe, ohne voranzukommen.
Ich rede, ohne gehört zu werden.
Ich schreie, ohne Stimme.
Also schweige ich so laut ich kann.
Mit all den Worten, die mir fehlen.
Und breche diesen Bann.
Ob alles in Ordnung ist, will jemand wissen.
Ja, ja, sag ich. War kurz mal weg, nicht da. War mit meinen Feelings ein kleines Leben lang erstaunlich unsichtbar.
Mentally marked
Getroffen sein
Gebrochen sein
Wunden verbinden und in Stärke verwandeln
Sich nichts anmerken lassen
Mitspielen
Manchmal Hoffnung spüren
Und den Glauben ans Schlechte im Menschen verlieren.
Banden bilden
Allianzen gründen
Sicherheit finden
Allein dadurch, dass Schmerz gesehen und mitgetragen wird.
Die Welt mal nicht aus Deiner Sicht.
Mehr ist es nicht.
Be an Ally
Gestern haben wir Dich gebraucht. Heute auch. Und so wie’s aussieht, morgen sogar noch viel mehr.
Dein Support ist wie ein unsichtbares Heer.
Du bist laut, wenn unsereins nur schweigen kann,
stellst keine Fragen, hast irgendwie den Plan.
Empowerment steht Dir auf der Stirn geschrieben.
Du weißt, dass wir Dich dafür lieben?
Wir brauchen weder Samthandschuhe noch weichgespülte Geigen.
Nur Menschen wie Dich – die Flagge zeigen.
