Die Leichtigkeit des Schreibens.
Kapitel 1: Die Entdeckung
Ich wurde geboren. Unmittelbar darauf folgte am 21.04.1979 der denkwürdige Moment, da ich zum ersten Mal zum Stift griff, um bewusst etwas niederzuschreiben. „Xdxol“, so hieß mein erstes Wort. Ich verstaute das Schriftstück in einem Koffer. Mein Vater hatte ihn mir geschenkt und meine Mutter bewahrte darin nicht nur meine gemalten Bilder auf, sondern auch all die typischen Kindergartenscherenschnitte und mühsam Gebasteltes. Im Laufe des nächsten halben Jahres bekam „Xdxol“ Gesellschaft von vielen weiteren Wörtern, die alle ähnlich klangen und die nur ich verstand. Bis ich eines Tages meinen Namen schreiben konnte. Und zwar perfekt. Ich war also bereit, den mir vorgeschriebenen Weg zu beschreiten.
Kapitel 2: Die große Liebe
„Xdxol“ verblasste, als ich eingeschult wurde. Sehr schnell entwickelte ich eine große Leidenschaft für Aufsätze. Eine Schulstunde vermochte meinem kreativen Fluss kaum eine angemessene Basis zu bieten. Ich schrieb und schrieb und schrieb, bis meine Handschrift so unleserlich wurde, dass selbst ich sie nicht mehr lesen konnte. War die Schule zu Ende, konnte ich nicht schnell genug nach Hause kommen. Mit meinem besten Freund Sascha spielte ich Detektiv. Ich erledigte den lästigen Schreibkram, während er die Ermittlungen führte. Ganz gleich, womit ich beschäftigt war, immer wieder musste ich innehalten, um irgendetwas aufzuschreiben. Z. B.: „Herr Weber von nebenan ist heute schon wieder mit seinem Auto gegen den Begrenzungspfahl gefahren.“ –
Es konnte wichtig sein.

Ich gewöhnte mich daran, Stift und Zettel bei mir zu führen. Ohne konnte ich nicht sein. Ich wurde älter, Stift und Zettel größer, spezieller. Und ich schrieb noch immer wie von Sinnen. Einkaufszettel, Einladungskarten, Liebesbriefe, Hausaufgaben, Geschichten, alles. In den Abiklausuren war ich stets die Letzte, die abgab. Ich bestand dennoch. Und als mein Schreibwahn nicht abklang, im Gegenteil eher noch zunahm, beschloss ich zu studieren. In der Hoffnung, mich währenddessen schriftlich austoben zu können.


